Der Kommentar

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Deutscher Weiterbildungspreis 2010: Soziale Durchlässigkeit macht Schule!

Mit dem Deutschen Weiterbildungspreis weist das Essener Haus der Technik auf die zentrale Rolle der Weiterbildung hin. Am 10. Februar 2011 wurde er zum zweiten Mal feierlich vergeben. 34 Persönlichkeiten aus neun Bundesländern folgten diesmal dem Aufruf, innovative Projekte und Konzepte einzureichen. Im Unterschied zum ersten Deutschen Weiterbildungspreis im letzten Jahr waren mehr Bewerbungen mit einer breiteren regionalen Verteilung und einer höhere Qualität zu verzeichnen. Die fünf nominierten Einreichungen des zweiten Deutschen Weiterbildungspreises 2010 beweisen anschaulich, welchen Beitrag Weiterbildung zur Überwindung des Fachkräftemangels und zur Öffnung der Hochschulen für Berufsqualifizierte leisten kann (http://www.deutscher-weiterbildungspreis.de/index.html). Weiterbildung zeigt sich heute in Bildungsprozessketten, die über die reine Wissensvermittlung hinausweisen, zur Vernetzung beitragen und Materialen für die pädagogische Praxis bereitstellen.

Die drei ausgezeichneten Konzepte enthalten vor allem übergreifende Ansätze und zeitgemäße Methoden. Herausgehoben wurde z.B. der bundeslandübergreifende Ansatz „Mathematik anders machen“ von Prof. Kramer, Humboldt Uni Berlin, (3. Platz), der den Gegensatz zwischen Mathematik und Freude angeht. Hier wird die Lehrerfortbildung an den Ort der Schule verlagert, auf die konkreten Unterrichtsprobleme bezogen und in kombinierten Teams von Praktikern und Theoretikern gestaltet.

Prof. Kaftan vom Fachbereich Elektrotechnik, Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen wurde mit dem 2. Platz für seinen Beitrag „Ingenieurwissenschaftliche Weiterbildung an der Hochschule Anhalt als dreistufiges Konzept“ ausgezeichnet. Die regional verankerte Zielgruppe der Nichtabiturienten wird Schritt für Schritt ins Studium integriert und zum Studienabschluss geführt.

Auch der mit zehntausend Euro dotierte 1. Platz konzentriert sich auf ein maßgenschneiderte Studienmodell für beruflich Qualifizierte. Alexandra Jürgens, Geschäftsführerin der Weiterbildungsakademie der Hochschule Aalen (Baden-Württemberg) realisiert den Leitsatz „Aufstieg durch Bildung - politischer Wille in der Praxis". Das Studienmodell ermöglicht es Meistern, Technikern und beruflich Qualifizierten, berufsbegleitend einen akademischen Titel im Bereich Maschinenbau und Mechatronik, ab Herbst auch in Betriebswirtschaft zu erlangen. Mit Brückenkursen, Vorlesungszeiten außerhalb des Arbeitstages und Finanzierungshilfen können neue Zielgruppen zu akademischen Abschlüssen gebracht werden. Die Ergebnisse der Berufsqualifizierten können sich sehen lassen: Sie sind nicht schlechter, als die normaler Hochschulabsolventen.

Die Idee für dieses Konzept ist angesichts des regionalen Fachkräftemangels entstanden. Die Hochschulrektorenkonferenz von Baden-Württemberg hält dieses Konzept für vorbildhaft und sieht die Etablierung an weiteren Hochschulen vor. „Wir freuen uns wahnsinnig, dass unser Konzept bundesweit für Aufmerksamkeit sorgt und hoffen, dass die Auszeichnung auch Ansporn für weitere staatliche Hochschulen ist, maßgeschneiderte Studienangebote für beruflich Qualifizierte zu schaffen", erklärte Alexandra Jürgens nach der Preisverleihung.


Uwe Meyeringh


Schlagworte zu diesem Beitrag: Berufliche Weiterbildung
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 15.02.2011