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.info netzwerk-weiterbildung 04/10

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Liebe Kolleginnen und liebe Kollegen,

wie geht es weiter mit der Foerderung der beruflichen Weiterbildung durch die Bundesagentur fuer Arbeit (BA). Die Bundestagswahl vom September 2009 hat die Anstrengungen der BA bei der Foerderung der beruflichen Weiterbildung offensichtlich verstaerkt. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2009 fiel die Zahl der Neuzugaenge 2010 von 299.199 auf 245.618, also um 17,9 Prozent. Im Rechtskreis des SGB III, fuer den die BA alleine verantwortlich ist, ist der Rueckgang noch dramatischer ausgefallen. Hier konnten im ersten Halbjahr 2010 nur noch 138.657 Erwerbslose eine berufliche Weiterbildung beginnen. Bezogen auf die Neuzugaenge des ersten Halbjahres 2009 sind dass 50.038 Neuzugaenge weniger; ein Rueckgang um 26,9 Prozent. Wahlen beleben das Geschaeft, auch mit der Weiterbildung. Einen Hacken hat die Sache schon. Sie finden nur alle 4 Jahre statt. Und in der Zeit zwischen den Jahren wird wieder fleissig gespart, auch an der Weiterbildung.

Die Juli-Werte sind noch schlechter. Im Rechtskreis des SGB III gab es nur noch 90.352 TeilnehmerInnen, gegenueber Juli 2009 sind das 29.792 TeilnehmerInnen weniger. Ein Rueckgang von satten 24,8 Prozent. Die geplanten Kuerzungsrunden im Rahmen der Haushaltskonsolidierungen machen wenig Mut, dass es mit der beruflichen Weiterbildung bei der BA auch jenseits von Bundestagswahlen wieder aufwaerts geht. Immerhin 5 Mrd. Euro sollen im Rahmen der Arbeitsmarktpolitik bis 2014 jaehrlich eingespart werden. Wo soll das Geld herkommen? Ohne drastische Einschnitte bei Qualifizierungsmassnahmen wird von der Leyen das Geld nicht zusammenbekommen.

Bliebe die betriebliche Weiterbildung. Eine riesige Fachkraefteluecke komme auf uns zu, ein riesiges Loch an fehlenden Arbeitskraeften wird prognostiziert. Schon moechte Wirtschaftsminister Bruederle auslaendische Fachkraefte mit Geldpraemien ins Land locken. Andere warnen vor so viel Aktionismus. Zunaechst solle die Wirtschaft mal alle Talente ausbilden, die in Deutschland auf eine berufliche Bildung und Weiterbildung warten. Doch auch bei der Wirtschaft hinterlaesst die Wirtschaftskrise bei der betrieblichen Weiterbildung negative Spuren. Die Betriebsraetebefragung 2009 des WSI macht deutlich, das sich die Krise eher einschraenkend als foerdernd auf die betriebliche Weiterbildung auswirkt. In Betrieben, die von der Krise betroffen waren, hat die Teilnehmerzahl staerker abgenommen als zugenommen. In Betrieben, die nicht betroffen waren, wuchs sie dagegen noch an. Die betriebliche Weiterbildung folgt der wirtschaftlichen Entwicklung. Politische Aufrufe zur Erhoehung der Aus- und Weiterbildung scheitern offensichtlich an einzelwirtschaftlichen Zielen der Unternehmen.

Bei der politischen Bildung sieht es nicht besser aus. Der Etat der Bundeszentrale fuer politische Bildung soll 2012 um knapp 5 Mio Euro jaehrlich beschnitten werden. Besonders betroffen davon ist die institutionelle Foerderung von Traegern der politischen Bildung. Diese erhalten ueber die Bundeszentrale Foerdermittel fuer ihre wichtige Arbeit; dafuer standen bisher jaehrlich rund 6,8 Mio Euro zur Verfuegung. Die vorgesehenen Kuerzungen im Haushalt der Bundeszentrale sollen zur Haelfte auf die Foerdermittel fuer die Traeger entfallen. Es ist zu befuerchten, dass viele Einrichtungen diesen Kahlschlag bei der Foerderung ihrer Aktivitaeten nicht ueberleben werden.

Es gibt viele gute Gruende, die Weiterbildung in ihrer gesamten Bandbreite zu verstaerken. Aber noch mehr betriebliche und politische Akteure, die ihr haeppchenweise den Geldhahn abdrehen. Politische Lippenbekenntnisse fuer mehr und bessere Weiterbildung fuehren nicht zu mehr Weiterbildung. Nur politischer und betrieblicher Druck auf diejenigen, die fuer die Verteilung der finanziellen Ressourcen zustaendig sind.


Weitere Inhalte:

1. Lebenslanges Lernen im Betrieb - Neuere Praxisbeispiele
2. Der Deutsche Qualifikationsrahmen
3. Kosten und Nutzen von Qualifizierungsmassnahmen nach dem Zweiten und Dritten Buch Sozialgesetzbuch
4. Termine
5. Impressum
6. .info Netzwerk-Weiterbildung abonnieren und kuendigen


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1. Lebenslanges Lernen im Betrieb - Neuere Praxisbeispiele
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Der Betrieb ist ein Ort des Lebenslangen Lernens. Unternehmen sind auf staendiges Lernen ihrer Beschaeftigten angewiesen und diese auf die Ermoeglichung Lebensbegleitenden Lernens, um ihre Beschaeftigungsfaehigkeit zu erhalten und weiter zu entwickeln. Hier gibt es Entwicklungen, die von den uebergreifenden Untersuchungen zur Beteiligung von Betrieben und Beschaeftigten an Weiterbildung nicht erfasst werden: Eine Verstaerkung des informellen arbeitsplatzorientierten und arbeitsintegrierten Lernens, eine spezifische Art und Weise der Organisation der verschiedenen Ressourcen fuer Lebensbegleitendes Lernen in den Betrieben und die Reorganisation betrieblichen Lernens in der Aus- und Weiterbildung. Dreizehn Fallstudien aus Betrieben unterschiedlicher Branchen machen diese Entwicklungen transparent.

Die Fallstudien koennen entweder bei der Hans-Boeckler-Stiftung als Broschuere bezogen werden oder auf deren Homepage als pdf-Datei heruntergeladen werden. Weitere Informationen zu den Fallstudien und den Link zur Hans-Boeckler-Stiftung finden sie auf der Seite Grundsaetzliches zur Weiterbildung .


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2. Der Deutsche Qualifikationsrahmen
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Der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) liegt als erster Entwurf vor und steht somit auf dem Pruefstand. Erste Einschaetzungen, auch vonseiten der Weiterbildung, sind eher verhalten bis offen kritisch und fordern noch ein erhebliches Mass an Nachbesserungen und weitergehenden Regelungen. Zudem bestehen bei zentralen Akteuren unterschiedliche Auffassungen darueber, welcher Niveaustufe bestimmte Abschluesse zuzuordnen sind. Die weitere Diskussion haengt vor allem von Fragen der Vergleichbarkeit - vor allem im europaeischen Kontext - ab. Dieter Gnahs unterzieht den vorliegenden Entwurf einer kritischen Betrachtung aus Sicht der Weiterbildung.

Die vollstaendige Stellungnahme von Dieter Gnahs zum DQR aus der Sicht der Weiterbildung finden sie auf der Seite Lebenslanges Lernen . Dort finden sie ausserdem eine kurze Zusammenfassung einer oeffentlichen Anhoerung zum DQR im Bildungsausschuss des Deutschen Bundestags.


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3. Kosten und Nutzen von Qualifizierungsmassnahmen nach dem Zweiten und Dritten Buch Sozialgesetzbuch
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Qualifizierung und Bildung sind wichtige Bestandteile fuer eine nachhaltige arbeitsmarktpolitische Strategie, arbeitslose Menschen wieder in Arbeit zu bringen. Dabei kommt es vor allem auf die Qualitaet der Bildungsmassnahme an, diese zum gewuenschten Erfolg fuehren zu koennen.

Im Zuge der Haushaltskonsolidierung koennten insbesondere Massnahmen der beruflichen Weiterbildung (FbW) bei der Bundesagentur fuer Arbeit (BA) gekuerzt werden. Nach Ansicht der Fraktion DIE LINKE im Deutschen Bundestag ist "zu befuerchten, dass weitere Kuerzungen sich auch auf Kosten und damit auf die Qualitaet der Qualifizierungsmassnahmen auswirken werden." In einer Kleinen Anfrage wollte sie von der Bundesregierung wissen, welche Qualifizierungsmassnahmen von der BA in welchem Umfang in den letzten Jahren durchgefuehrt wurden und welche Ergebnisse die unterschiedlichen Evaluierungen erbracht haben.

"Die Foerderung der beruflichen Weiterbildung ist ein wesentliches Element der Bildungspolitik auf Bundesebene und zugleich ein Kernbereich der aktiven Arbeitsmarktpolitik," so die Bundesregierung in ihrer Antwort. Die Antwort enthaelt klare Angaben zu der Frage, welche Massnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik dem Bereich der beruflichen Qualifizierung zuzuordnen sind.

Auf der Seite zur Foerderung der beruflichen Weiterbildung finden sie den Wortlaut der Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage DER LINKEN.


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4. Termine
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Zwischen Arbeitsmarktpolitik und prekaerer Beschaeftigung - wo bleibt die Bildung?

Erst kuerzlich verkuendete die Bundesregierung Sparbeschluesse, nach denen die Bundesagentur fuer Arbeit in den naechsten Jahren Einsparungen in Milliardenhoehe vornehmen soll. Diese gehen vor allem zu Lasten der Arbeitsmarktpolitik und damit auch der Aus- und Weiterbildung als deren zentrale Instrumente.

Dadurch verschaerft sich fuer die Weiterbildungsbetriebe in Deutschland ein Widerspruch: Einerseits sollen sie staendig steigende Qualitaetsanforderungen erfuellen, um den Anspruechen der "Nachfrager" gerecht zu werden. Sie sollen vor allem die TeilnehmerInnen so gut weiterqualifizieren, dass ihre Vermittlungschancen auf dem Arbeitsmarkt deutlich steigen.

Andererseits fuehren (noch) stagnierende Preise als Folge dieser Ausschreibungen zu einem immer groesseren Einsatz von prekaer beschaeftigten Lehrkraeften. Die Zahl der Kolleginnen und Kollegen, die befristet eingestellt oder als Scheinselbststaendige auf Honorarbasis beschaeftigt werden, nimmt permanent zu. Regulaere Arbeitsverhaeltnisse werden zur exotischen Ausnahme.

Die diesjaehrige Fachtagung hat das Ziel, diese Entwicklungen und die sich daraus ergebenden Fragestellungen zu beraten und moegliche Handlungsstrategien auf der betrieblichen als auch auf der politischen Ebene zu diskutieren. Ein wichtiges Element ist dabei auch der Erfahrungsaustausch zwischen den Betriebsraeten der Aus- und Weiterbildungsbranche.

Weitere Informationen zur Fachtagung finden Sie auf der Terminseite des Bundesfachbereichs .


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5. Impressum
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Herausgeber
Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft e.V.
Landesbezirk Niedersachsen Bremen
Brigitte Schuett
Landesfachbereichsleiterin Bildung Wissenschaft Forschung
Goseriede 10
30159 Hannover

Redaktion: Peter Schulz-Oberschelp
mail to: mailto:mail@netzwerk-weiterbildung.info


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6. .info netzwerk-weiterbildung abonnieren und kuendigen
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Das .info netzwerk-weiterbildung ist ein kostenloser Service fuer die Beschaeftigten in der Fort- und Weiterbildungsbranche. Wenn sie in den Verteiler aufgenommen werden wollen oder wenn sie in Zukunft dieses Info nicht mehr zugeschickt bekommen wollen gehen sie bitte auf die Internet-Seite oder schicken sie eine e-mail an mailto:info@netzwerk-weiterbildung.info


Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 10.08.2010